Glück und Unglück der berühmten Moll Flanders by unknow

Glück und Unglück der berühmten Moll Flanders by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Übersetzung
Herausgeber: Langen
veröffentlicht: 1902-12-31T23:00:00+00:00


Siebzehntes Kapitel.

[226] Meinem braven Spießbürger schrieb ich jetzt liebenswürdigere Briefe. Und in den ersten Tagen des Juli teilte ich ihm mit, daß ich in den ersten Tagen des August wieder in London sein werde.

Er antwortete mir mit den erfreutesten Worten und ergebensten Beteuerungen und bat mich, ihm nur ja genau und zeitig den Tag anzugeben, damit er mir ein paar Tagereisen entgegen fahren könne.

Dies Anerbieten kam mir natürlich gar nicht recht, und ich war in einiger Verlegenheit, was ich antworten sollte. Einmal wollte ich wahrhaftig schon nach West-Chester reisen, nur um meinem braven Spießbürger Gelegenheit zu geben, mich in der Postkutsche ankommen zu sehen; denn der Gedanke setzte sich allmählich in mir fest, obwohl auch nicht ein einziger Grund dazu vorlag, mein zukünftiger Gatte habe Verdacht geschöpft und glaube selbst nicht mehr, daß ich fern von London sei. Es war vergeblich, gegen diesen Wahn anzuwollen, ich konnte und konnte, so sehr ich mir auch Mühe gab und mich zu vernünftiger Überlegung zu zwingen[227] suchte, die Befürchtung nicht los werden; und schließlich entschloß ich mich denn, wenn auch nicht gerade bis nach West-Chester, so doch auf jeden Fall nach irgend einem Ort, der vor London lag, zu reisen. Hinzu kam die schon etwas vernünftigere Erwägung, daß ich mich ja auf diese Weise auch der Beobachtung entziehen konnte, der ich unter Umständen durch meine Pflegerin ausgesetzt war, und überhaupt jede Spur verwischte, die zu dem Hause zurückführte, in dem ich die letzten Monate gewesen, und zu dem, was dort mit mir und um mich her geschehen war; ich hatte zudem meine Pflegerin darüber im Unklaren gelassen, ob mein neuer Liebhaber und zukünftiger Gatte in London oder in Lancashire wohnte; und als ich ihr jetzt meinen Entschluß mitteilte, zeigte es sich, daß sie stillschweigend der Ansicht war, er sei in Lancashire.

Als ich meine Reisevorkehrungen beendet, gab ich dem Mädchen, das mich von Anfang an bedient hatte, den Auftrag, mir einen Platz in der Post zu sichern. Und als ich dann Abschied nahm, meinte meine Pflegerin von selbst – was mich nicht wenig beruhigte –, daß es wohl unnötig sei, Maßnahmen für die Korrespondenz zu treffen oder ihr meine Adresse zu hinterlassen, schon allein meine Zuneigung zu dem Kinde würde mich veranlassen, ihr bald zu schreiben und sie auch zu besuchen, wenn ich wieder nach London zurückkehren sollte. Ich versicherte ihr, daß ich beides selbstverständlich tun werde, reichte ihr nochmals die Hand und war sehr froh, endlich das Haus verlassen zu können – wie gut und bequem ich’s da auch gehabt hatte.

Ich nahm den Platz in der Post nicht bis zur Endstation, sondern nur bis zu den Ortschaften Stone und Cheshire, dort kannte ich niemanden, und niemand würde mich dort kennen. Daß ich ein paar Tage in Einsamkeit würde zubringen müssen, machte mir nichts aus; ich wußte, daß man’s sich überall heimisch machen kann, wenn man nur Geld in der Tasche hat; weshalb ich mir denn auch die[228] Ortschaften Stone und Cheshire nicht langweilig werden ließ.

Übrigens bot sich schon am dritten Tage eine Gelegenheit,



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